Topaktuell das Sonderthema "Preis- und Sozialdumping auf Europas Straßen"

Vorwort von Optimal Kurier GbR / Reinhard Kuhn "Kabotage und weitere Schreckgespenster der EU"

Eine komplizierte Situation hat sich innerhalb der europäischen Speditions-, Express- und Kurierlandschaft aufgetan. Mit der sogenannten Kabotage (Ursprung des Begriffes Kabotage von dem französischen Wort "caboter--> von Kap zu Kap fahren/segeln") soll eigentlich europaweit geregelt werden, Wer, wie oft, aus welchem Anlass oder in welche Richtung gewerblich transportieren darf.

Leitmaxime vorab

Wir meinen, dass innerhalb einer freien Marktwirtschaft eine offene Konkurrenzsituation als normal zu bezeichnen ist, wobei sich alle Protagonisten zwingend an geltende europäische Gesetze halten müssen !
Dazu gehört  die Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten ab 2,8t zul. GM, das Verbringen der Wochenendruhezeiten an dem Ort, an dem man gemeldet ist und an dem die Basis des Mindestlohn festgesetzt ist und die Kontrolle der geltenden Kabotage Bestimmungen.
Was ist Kabotage ?

Klare Vorgabe zur Kabotage ab 3,5t zul. GM seitens der EU:

Das eigene Land darf nur "verlassen" werden, wenn ein Transportauftrag bereits vorliegt!
Sobald ein Transportauftrag in ein Land vorliegt, darf eingefahren werden und im Anschluss daran eine bestimmte Anzahl Aufträge Be- oder Entladen werden. Danach MUSS wieder nach Hause gefahren werden (VGL.: Freiheiten der Luft).
Zusätzlich wichtig ist dabei, dass eigentlich KEIN Wochenende fern der Heimat verbracht werden darf ! Einzigste Ausnahme dabei wäre jedoch EINMALIG mit einer verkürzten Wochenendruhezeit möglich. Somit gilt zusammenfassend nach derzeitigem EU Recht, dass man sich als Europäischer Transporteur maximal 2 Wochen ausserhalb seines Meldeortes aufhalten darf.

Hintergrund:

Einerseits sollen Kabotagebeschränkungen die einheimische Wirtschaft "schützen" (unterschiedliche Lohnniveaus und Lebenshaltungskosten innerhalb der EU !) jedoch soll andererseits der Wegfall dieser Beschränkungen aus ökologischer Sicht Leerfahrten nach Hause verhindern.Nun sind diese Beschränkungen nahezu gefallen---Wie geht es weiter ? Wann reagiert die Gesetzgebung ?
Seit dem Wegfall der Kabotagebeschränkungen für Bulgarien und Rumänien am 1.1.2012 illegale Geschäftspraktiken etabliert, die für die einheimische Auftragslage im Direkttransportbereich katastrophale Folgen hat.

Realität:

Besonders "krass" sind Fahrzeuge der Sprinterklasse bis 3,49t zul. GM. Diese "irren" teils bis zu 3 Monaten innerhalb der EU "herum" und fristen ein tristes Dasein auf europäischen Autobahnen, um stets nahe am potentiellen Transporteinsatzort zu sein. Professionellere Lösungen finden sich über Briefkastenfirmen und Scheinzweigstellen... Zusätzlich gilt, dass kaum Kontrollen stattfinden (Ausnahme Belgien und Finnland), da es schlicht an Kontrollpersonal mangelt und die nationalen und europäischen Auslegungen der Gesetze nicht harmonisiert sind...
Massive Lenkzeitüberschreitungen bei der Gewichtsklasse bis zu 3,5t zul. Gesamtmasse (zul.GM) und Überladungen. Diese Fahrzeigklasse muss sich genauso wie größere Lkw an die Lenkzeitenregelungen und Schichtzeiterfassungen anhand der Sozialvorschriften halten...
Nachforschungen haben ergeben, dass diese Fahrzeuge

a) teilweise bis zu 2t Ladung an Bord haben (erlaubt sind maximal 1,3t...) und
b) km - Monatsleistungen von 20.000-25.000km auf den Tacho bringen... (bei maximal 180h Lenkzeit/Monat entspricht das einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von bis zu 140km/h --- "da sind wir uns einig, dass da
etwas nicht stimmen kann".

Europaweit tätige Frachten Agenturen kämpfen um Marktanteile im hart umkämpften Direkttransportbereich. Dies geschieht auf der Preisschiene... Anhand der nicht homogenen Kostenstrukturen innerhalb der EU führt dies zu erheblichen Marktverzerrungen. Wer sich tatsächlich an die in Europa geltenden Gesetze hält, hat im Moment kaum eine Chance, zu fachgerecht kalkulierten "günstigen" Preisen einen Zuschlag zu bekommen.

Klares Fazit von Optimal Kurier:
Keine Kontrolle der Kabotage innerhalb der Gewichtsklasse bis 3,49t. Selten bis nie erfolgen Kontrollen der Kabotage innerhalb der Gewichtsklasse ab 3,5t zul. GM. Untragbare Zustände für die einheimische Logistikbranche...

Wir fordern :
a)
Fahrtenschreiberpflicht ab 2,8t zul. GM (bei Neuzulassung)mit automatischer Auslesefunktion (vgl. Mautkontrolle) und direkten "elektronischen" Ahndungsmöglichkeiten bei Verstoß (Lenk- und Ruhezeiten, Wochenendruhezeiten und Kabotagebestimmungen) und Speicherung von Verstößen in europäischen Registern.
b)
Europaweite Schulungen für Kurierfahrer bis 3,5t zul. GM, genau so, wie die Schulungen für Berufskraftfahrer ab 3,5t zul. GM. Somit Gleichstellung der Kurierfahrer mit den Berufskraftfahrern.
c)
Geschwindigkeitsbegrenzung für alle gewerblichen Transporteure bis 3,5t auf z.B. 125 km/h anhand der gewonnenen physikalischen Erkenntnisse innerhalb der Sprinter Klasse...
d)
Eine Abkehr von rein preisbasierten Entscheidungskriterien und schaffen eines Standards innerhalb der Branche, den man wie ein Qualitätszertifikat als "Fairness" im KEP Bereich nach aussen transportieren kann.
e)
Kabotagekontrollen aller gewerblich eingesetzten Transportfahrzeuge innerhalb Europa.


Interessante Zeitungsartikel aus der Fachpresse und Fernsehbeiträge zum Thema "Sozialdumping in Europa"

 

Verkehrsrundschau 48-49 2.Dezember 2016 zum Thema ..."Bundesrat will Verbot im FPersG erreichen"...
Die Länderkammer und Berichterstatter von Union und SPD starten einen erneuten Versuch, das Autobahnnomadentum zu unterbinden.
Artikel im PDF-Format (1,63 MB)

Transaktuell 24 vom 2.Dezember 2016 - Zum Thema ..."Front gegen schwarze Schafe".
Der Verband BGL fordert mehr Entschlossenheit im Kampf gegen Sozialdumping.
Mathias Rathmann (Fachjournalist)
Artikel im PDF-Format (804 kB)

Welt.de am 11. Mai 2016 zum Thema ..."Osteuropäisierung der Autobahn"...
M.E. sehr gut geschriebener und recherchierter Artikel zur Problematik mit Bewertungen eines Spezialisten und Branchenkenners.
Artikel im PDF-Format (2,38 MB)

Fernsehbeitrag auf ARD am 03.06.2016
ARD Monitor "Ein Leben im Kleintransporter"

Mo., 06.06.2016, 22.10 - 22.40 Uhr | WDR Fernsehen

Sie wohnen an der Autobahn-Raststätte in ihrem Sprinter. Geschlafen wird in einem kleinen Kasten über dem Führerhaus, gekocht auf der Ladefläche - wenn die gerade mal leer ist. Polen, Rumänen und Bulgaren leben hier als moderne Nomaden. Ihr Geld verdienen sie als Kurierfahrer, immer auf Abruf, jede Nacht an einem andern Ort. Sie fahren für große Unternehmen und kleine Speditionen. Je nach Auftragslage ihrer Subfirma. Angestellt werden sie in ihrem Heimatland - für umgerechnet 300 Euro im Monat.
Das Reporterduo Löbl und Onneken ist in eine Lieferanten-Szene eingetaucht, in der es kaum geregelte Fahr- und Ruhezeiten gibt und Selbstausbeutung auf der Tagesordnung steht. Mit den Sprinter-Kolonnen aus Osteuropa können deutsche Kraft- und Paketfahrer nicht mithalten. Die arbeitswilligen Kollegen, die nicht an gesetzliche Bestimmungen, geschweige denn den Mindestlohn, gebunden zu sein scheinen, gefährden direkt ihre Arbeitsplätze. Konflikte sind an der Tagesordnung.

Leit Artikel im PDF-Format (288 kB)

Hier ein Link zur Sendung (verfügbar bis 2.6.2017)
http://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/deutsche-post-100.html

Verkehrsrundschau Ausgabe 20  /2016 - Zum Thema ..."Kabotage, Löhne Maut".
Vertreter aus Wirtschaft und Politik haben Brüssel den Strassengüterverkehr in der EU unter die Lupe genommen. Ob Kabotage Trickser oder Briefkastenfirmen: Es gibt mehrere Baustellen... und viel zu tun.
Tom Weingärtner (VR Korrespondent aus Brüssel)
Artikel im PDF-Format (130 kB)

Fernsehbeitrag auf VOX am 24.04.2016
VOX "Automobil" Die Unfallakte 

a) Zivilcourage ? / Ein Test mit versteckten Kameras auf einer Autobahnraststätte / Räderdiebstahl, illegale Müllentsorgung, Alkoholmissbrauch
b) Unfallrisiken / Unfallanalyse Dekra A7 / speziell die Analyse eines folgenschweren Unfall, bei der ein Kurierfahrer ums Leben kam...
Innerhalb dieser Sequenz Können Sie ab ca. 16:30 den Beitrag von Reinhard Kuhn / Optimal Kurier GbR. sehen.

Der Link zur Sendung ist leider nicht mehr aktuell ...

Fernsehbeitrag auf n-tv am 27.03.+30.03.+02.04.2016
n-tv "PS" Das Automagazin 
- Zum Thema ..."Unfallrisiko A2. Beleuchtung der Kabotage und des Preisdumping auf Europas Straßen". Darin enthalten sind u.a. Interviews mit Friedel Kessemeier von der Autobahnpolizei Bielefeld, Dr. Christian-Oliver Monschau von der Dekra und Reinhard Kuhn Optimal Kurier GbR. und Interessengemeinschaft "KEP together".
SENDETERMINE
So, 27.03. 2016 - 08:10 Uhr - 09:00 Uhr
Mi, 30.03. 2016 - 19:10 Uhr - 20:00 Uhr
Sa, 02.04. 2016 - 12:10 Uhr - 13:00 Uhr
Diese Angaben sind vorbehaltlich aktueller Änderungen. Auch können Entwicklungen nach dem Terroranschlag von Brüssel oder andere Lagen jederzeit dazu führen, dass das Programm umgestellt wird.

Folgend haben Sie die Möglichkeit, einen Auszug aus der Sendung n-tv / PS Das Automagazin anzuschauen. Der Part von Reinhard Kuhn startet bei 03:15. Viel Spaß dabei !

Verkehrsrundschau Ausgabe 13-14 vom 31. Maerz /2016 - Zum Thema ..."Was ist Sozialdumping".
Der Verkehrs- und der Sozialausschuss des EU-Parlaments suchen eine gemeinsame Linie beim Thema Sozialdumping im Verkehrsgewerbe. Das Vorhaben scheitert jedoch schon an der Definition...
Tom Weingärtner (VR Korrespondent aus Brüssel) schreibt sehr interessant... unbedingt lesen.
Artikel im PDF-Format (120 kB)

Magazin Truck Ausgabe Maerz /2016 - Zum Thema ..."Wildwuchs auf der Autobahn innerhalb fragwuerdiger Auslegungen der EU/weit gueltigen Kabotageregeln".
Das Zauberwort heißt Kabotage. Sie regelt eigentlich, unter welchen Bedingungen und wie oft Waren national oder innerhalb Europas von einem Land ins andere durch EU-Ausländer transportiert werden dürfen.
Eine Reportage mit Text und Fotos von Norbert Böwing. U.a. mit einem Interview, welches Herr Böwing mit Reinhard Kuhn von der Optimal kurier GbR. geführt hat.
Artikel im PDF-Format (1,25mB)

Transporter II Magazin Ausgabe 4 /2016 - Zum Thema ..."Hoffnung auf Harmonisierung" .
Kaum ein anderes Thema bewegt die Transportbranche zur Zeit so stark wie die Zunahme der Osteuropäischen Transporter...
Teil 2 der Reportage mit Text und Fotos von Norbert Böwing. U.a. mit einem Interview, welches Herr Böwing mit Reinhard Kuhn von der Optimal kurier GbR. geführt hat.
Artikel im PDF-Format (1,3mB)

Transporter I Magazin Ausgabe 3 /2016 - Zum Thema ..."Die machen uns fertig" Das Transportgewerbe und das Preisdumping...
Eine Reportage mit Text und Fotos von Norbert Böwing. U.a. mit einem Interview, welches Herr Böwing mit Reinhard Kuhn von der Optimal kurier GbR. geführt hat.
Noch vor Monaten wurde die wachsende Zahl von osteuropäischen Transporten von vielen belächelt. Doch mittlerweile schlägt sogar der Bundesverband Kurier-Express-Post-Dienste Alarm ! Tausende von Kleintransportern, vor allem aus Polen und Rumänien, tummeln sichauf der Autobahn und sorgen in der Branche für einen ruinösen Preiskampf. Ein Situationsbericht...
Artikel im PDF-Format (2mB)

Verkehrsrundschau Ausgabe 3 - Januar /2016 - Zum Thema ...Geschäftsmodell Dumping / illegale Dumpingpraktiken im Straßenverkehr...
Eine sehr interessante Story von M. Cordes, E. Hassa, A. Gieße, K. Spirklversen, welche die immer unerträglicher werdenden Zustände auf Europas Straßen sehr hautnah beschreibt.
Artikel im PDF-Format (595 kB)

Verkehrsrundschau Ausgabe 3 - Januar /2016 - Zum Thema ...Preisdumping im Straßengüterverkehr...
Ein Editorial zur obigen Story von Michael Cordes mit einer kontroversen Aussage zwischen freier Marktwirtschaft und Einhaltung der Gesetze...
Artikel im PDF-Format (270 kB)

Verkehrsrundschau Ausgabe 46 - November/2015 - Zum Thema Wochenendruhezeiten im Lkw ---"Das Ende der Autobahn-Nomaden---

Endlich eine Petition "mit Hand und Fuß" zum Thema EU Verordnung 561/2006 meint Reinhard Kuhn (Optimal Kurier GbR.). Im Juni 2015 hat Kuhn zusammen mit Andreas Schumann (Präsident des BdKEP/Bund der Kurier-, Express - und Paketunternehmer in Berlin) innerhalb der 4.Europäischen KEP Tage im Berliner Postbahnhof einen Vortrag u.a. zu diesem Thema gehalten. Stichwort dabei waren die sogenannten belgischen Kabotagejäger, welche quasi dafür Sorgen, dass Lkw Fahrer ihre Wochendruhezeit eher in Deutschland verbringen, da DORT bisher KEINE Strafverfolgung droht...
Extreme Situationen auf Europas Rasthöfen und den Vorstauparkplätzen großer Unternehmen in Europa. Einerseits denkt man an Campingplätze mit ausgelassener geschäftiger Atmosphäre, andererseits übersieht man die soziale  Entwurzelung meist junger Lkw Fahrer, die regelrecht von ihren Auftraggebern verheizt werden. Gesundheitliche und soziale Probleme sind die Folge;  „Wer will schon mit solche einem Nomaden verheiratet sein?/Solche ein Nomade kann auch keine Freundschaften Pflegen oder sich um seine Kinder kümmern".
Das Lkw Fahrer auch mal NICHT zuhause schlafen können, ist logisch, jedoch nicht in dieser Art und Weise. Stellen Sie sich beispielsweise im Winter dieses Szenario vor... stets ein ganzes Wochenende auf einem Rasthof oder auf einem Vorstauparkplatz zu verbringen... Ordentliche Ernährung nebst einem Menschen angemessene Freizeitbeschäftigung ist schlichtweg UNMÖGLICH. Jeder, der behauptet das wäre eine rein freiwillige Sache, welche von den armen Teufeln gern gemacht wird, dem kann man nur empfehlen, dies einmal selbst auszuprobieren. 
Vielen herzlichen Dank an Herrn Kürschner von der VR für diesen Artikel !
Artikel im PDF-Format (190 kB)

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